Alexandrien

Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika

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Am anderen Tag ging ich wieder zum Hafen. Ich wollte versuchen, auf einem der ausländischen Schiffe anzumustern, um so nach Alexandrien zu kommen. Das war der einzige und letzte Ausweg. Zuerst hatte ich daran gedacht, mit einer Kamel= oder Autokarawane an der Küste entlang nach Tobruk zu reiten oder zu fahren, um von dort aus mit der Bahn Alexandrien zu erreichen. Das war immerhin ein Weg von zweitausend Kilometern. So sehr auch das Abenteuer einer solchen Landreise lockte - der Weg war zu beschwerlich. Deshalb heuerte ich kurzerhand auf einem schmutzigen alten Franzosen an, dessen Mannschaft aus einem bunten Völkergemisch bestand. Der Kapitän des Schiffes schickte mich gleich auf Bunkerstation, wo ich Kohlen trimmen mußte. Das war die schwerste Arbeit an Bord. Aber lange konnte ja diese Seereise nicht dauern. Hinzu kam, daß ich keine Ausweise hatte. Wenn einmal Kontrollen an Bord kamen, konnte ich mich wenigstens im Kohlenbunker einigermaßen verstecken. Ab und zu durfte ich auch an Deck, um mich von der schweren Arbeit des Kohlenschaufelns auszuruhen. Nach fünf Reisetagen erreichten wir den Hafen von Alexandrien. Wir mußten auf der Reede vor Anker gehen und die Zollkontrolle abwarten. Als wir diese glücklich überstanden hatten, tauchte plötzlich ein Polizeiboot auf, das an unserem Schiff festmachte. Sieben Polizisten sprangen an Bord, und ich flüchtete schnell in mein Versteck. Die Durchsuchung des Schiffes dauerte viele Stunden. Mich aber konnte keiner finden, denn ich hatte mich in den Kohlen vergraben.

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Als die Polizei wieder von Bord war, erfuhr ich den Grund ihrer Fahndung. Rauschgift! Über Alexandrien geht ein großer Teil des Rauschgiftschmuggels. Endlich durften nun einige Barkassen längsseits gehen, um Besatzungsmitglieder an Land zu bringen. Der Käpt'n gab mir einen Tag Urlaub. Hätte er gewußt, daß ich nie wiederkomme, wäre er kaum so freigiebig gewesen. Als ich in Alexandrien an Land gesetzt wurde, ging ich zum Hafenbüro, um Erkundigungen über die "Oldenburg" einzuziehen. Aber die Beamten zuckten nur mit den Schultern: Das Schiff war in Alexandrien noch nicht gemeldet. Also mußte ich warten. In der Nähe des Hafenbüros fand ich Unterkunft. Für wenig Geld konnte man hier übernachten und dreimal am Tag essen.

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Alexandrien, Tobruk